Du, Ich und die Frage nach der Perspektive.

Dies ist der Titel unserer Ausstellung, die am 12.9.21 in der Nikolaikirche eröffnet wurde. Besonders herzlich begrüßten wir dazu den Eisenacher Musiker und Künstler Jo Fingerhut, der sich parallel zu uns mit dem Thema der Vorbilder und Nachbilder beschäftigt hat und gemeinsam mit uns in Wettin noch 6 Monate ausstellt.

Ein ukrainisches Sprichwort besagt „Du siehst nicht wirklich die Welt, wenn du nur durch dein eigenes Fenster siehst“. Denn erst der Perspektivwechsel lässt uns über den Tellerrand hinausschauen, unsere Umwelt wirklich wahrnehmen. Wieso also Kunst nur durch die Augen eines Künstlers betrachten? Die Idee, bereits vorhandene Kunstwerke neu interpretieren.

Auch in der bildenden Kunst gibt es immer wieder Künstler, welche andere Kunstwerke zitieren, weshalb also nicht Pablo Picasso, Marcel Duchamp oder Cindy Sherman gleichziehen und seine Kunst ebenfalls auf bereits existierende Werke beziehen, dieses Verfremden, und aus der eigenen Perspektive neu inszenieren?

Bildzitate - sowohl in der bildenden Kunst als auch in der Architektur ist dies die Übernahme eines einzelnen Formelements aus einem anderen Werk als bewusste Bezugnahme auf dieses fremde Werk. Das Zitat schafft dadurch eine inhaltliche Beziehung zum zentrierten Werk, ist aber keine Kopie, denn die Aussage des Künstlers entspricht einer neuen Perspektive.

Du, ich und die Frage nach der Perspektive zeigt farbenfrohe Malerei, moderne Fotografie aber auch überladene Collagen.

Lebensfroh aber auch geprägt durch Ernsthaftigkeit sind im Laufe des vergangenen Schulhalbjahres Bildzitate bekannter, aber auch unbekannter Kunstwerke entstanden. So sind unter den Vorbildern zum Beispiel das Mädchen mit dem Perlenohring von Jan Varmeer oder Da Vincis Mona Lisa, aber auch unbekanntere Künstler wie der italienische Maler Guercino.

Dabei sind die Ideenursprünge anders als geplant, nicht im gemeinsamen Unterricht, sondern im Homeschooling zuhause entworfen worden. Die fertigen Bildzitate entstanden im stetigen Wechsel zwischen zuhause und der Schule, eine durchaus fordernde Situation. Die finalen Bilder zeigen einen Prozess der Veränderung, geprägt durch Intimität, Wahrnehmung und Aktualität.

Wie Sie vielleicht bemerkt haben ist unsere Vernissage geprägt von dem Wort Perspektive, denn wie das Zitat vom Anfang sagt „Du siehst nicht wirklich die Welt, wenn du nur durch dein eigenes Fenster siehst“. Gehen sie also durch die Ausstellung und begegnen sie den Bildern aus ihrer Perspektive. Betrachten Sie und überlegen Sie was sie sehen, wahrnehmen und empfinden. Lesen sie erst hinterher unsere Intentionen durch und begeben sie sich erneut in einen Perspektivwechsel.

Du, Ich und die Frage nach der Perspektive.

Isabella Hornemann, Kunstklasse 11