
Es war einmal ein Sommer …
- 9. September 20259. September 2025
- von C. Schumacher
„Es war einmal“ sind wohl die bekanntesten drei Worte, die jeder mit einer Geschichte, also Literatur verbindet. Fernab von allem Wirklichen sind diese drei Worte der Eintritt in mal mehr mal weniger fremde Welten. Einige führen uns an weit entfernte Orte, an denen Würmer Bücher verschlingen, Schmiede als Drachenzahnärzte auftreten oder Kinder mit ihren magischen Haustieren Abenteuer um Abenteuer erleben. Andere führen uns in ganz bekannte Situationen, mit ihren ganz weltlichen Problemen, beispielsweise bei den Geheimnissen in und um den Schneesee mit seiner nur selten zu treffenden Schneeseefeh und ihrem wirklich schmerzlichen Schneeseefeedrehzehweh. Apropos, wann haben sie eigentlich Ihr letztes Buch gelesen?
Welch Magie und welcher Bann von diesen drei Worten ausgehen kann, konnte der genaue Beobachter bei der diesjährigen Eröffnung des Lesesommers 2025 im Juni in der Nikolaikirche in Wettin erfahren. Der Lesesommer XXL, die größte Ferienleseaktion an der neun Bibliotheken des Saalekreises teilnehmen, konnte nun erstmals durch ein Programm von Schülerinnen und Schülern des Burg-Gymnasiums eröffnet werden. Zu Gast waren in einem ersten Durchgang alle fünften Klassen des Gymnasiums, im Anschluss folgten alle Jahrgänge der hiesigen Grundschule Ernst Glück. Neben fremden standen besonders selbstgeschriebene Texte der Schülerinnen und Schüler, vorgelesen durch die jungen Autorinnen und Autoren selbst, im Mittelpunkt. Begleitet und umrahmt stellte der Liedermacher Tony Geiling gut hör- und mitsingbar unter Beweis, dass Texte nicht nur gelesen, sondern gesungen manchmal noch ganz anders funktionieren – vielleicht sogar besser?! Das sollen andere entscheiden, wir nehmen beides gern mit und nutzen die Gelegenheit, uns an dieser Stelle bei allen Beteiligten vor und hinter den Kulissen, besonders aber bei den Leserinnen und Lesern sowie der musikalischen Rahmung, zu bedanken.
Und nun?
Nach den zweieinhalb (Lese-)Sommermonaten steht fest, dass die meisten der 14.000 gelesenen Seiten auf das Konto von Gregs Tagebuch gehen. Ein bemerkenswertes Ergebnis für die Darstellung eines ganz schnöden Schüleralltags in Comicform und das in (bisher) 19 Teilen!!! Da soll nochmal jemand klagen, Schule wäre langweilig!
Auch das bietet schließlich, in Anlehnung an Robert Gernhardt, eine Antwort auf die Frage, was Literatur alles kann: alles! Begeistern mit ungewöhnlichen Wesen, geheimnisvollen Welten, kniffligen Geschichten und einem Buch, das für Erwachsene gedacht und zu einem Bestseller bei seinem Nachwuchs wurde. Literatur ist und bleibt eine Erfolgsgeschichte, für wen, wann und warum können wir an dieser Stelle getrost wieder anderen überlassen.
Und das Beste: All dies war nicht nur bei der Eröffnung und während des (Lese-) Sommers greifbar. Es liegt in Bibliotheken, Antiquariaten, bei Buchhändlern, in Telefonzellen und manchmal sogar auf der Straße. Also greifen Sie zu, es lohnt sich (meist zumindest)! In diesem Sinne wünsche ich uns allen einen interessanten, aufregenden oder ganz fantastischen Lese- Herbst, -Winter und -Frühling! Und der nächste Lesesommer kommt ganz sicher.
Philipp Köhler
